Saturday, March 23, 2013

Deep and High - The Annapurna circuit


Ja da laufen, trekken, wandern und spazieren wir jetzt. Auf jeder Klassenfahrt hätte man mich damit jagen können und ich wurde gejagt, von Frau Döbberthin (Deutsch-Musik vor der Oberstufe im Bismarck Gymnasium) durch den Harz. Natürlich sieht die Sache hier im Himalaya schon anders aus, was nicht bedeutet das man keine Momente voller Zweifel für diese Entscheidung hat. Am Ende eines Tages hebt mich der Stolz über das vollbrachte natürlich in Windeseile aus den Tiefen meiner Demotivation. Das wusste Frau Döbberthin wahrscheinlich damals schon, deswegen sind die Erinnerungen an diese Zeit auch nicht wirklich schlecht im Gedächtnis geblieben oder wir haben sie am Abend mit allen anderen minderjährigen Klassenkameraden im Dosenbier ertränkt.

Day1:Der erste Tag läuft gut, wir schlendern am Fluss entlang, ich noch mit Badelatschen, da der Checkpoint Aufseher meinte: "Das geht für die ersten drei Tage mit den Schuhen." Es ist warm, kurze Hose, T-Shirt Frühlingsstimmung im Himalaya. Der Rucksack zieht ein wenig an den Schultern, da das meiste Kaltwetterequipment noch auf seinen Einsatz wartet. Doch im Vergleich zu anderen trekkern stehe ich mit meinem Schulrucksack ziemlich kompakt da. Nur der in Kathmandu ausgeliehene Schlafsack baumelt im Takt. Wir laufen am ersten Tag gut 25 km entlang des Flusses Marsyangdi Nadi von Besi Sahar nach Syange, keine wirklichen Strapazen doch es geht stetig bergauf. Eine kleine guesthousehütte bieten für wenig Geld Unterschlupf am Abend, doch die Menükarte am angeschlossenem Restaurants spricht dann schon eher Klartext, die Einwohner erwarten bereits hier schon harte rupies, da der Trek nun bei weitem kein unbekannter mehr ist. Die x fachen Preise lassen mich im gleichem Ort noch einen Alutopf mit Griff kaufen. Ich decke uns mit Kartoffeln, Eiern, Curry/Masalla Mischung, Nudeln und ein paar Gemüsen ein um den richtigen Outdoorcharakter zu spüren und Rupies zu sparen.










Day2: Wir starten am nächsten Morgen früh um sieben Uhr, glasklarer Himmel und Sonne schieben uns den Berg hinauf. Von den 1100 m Höhe soll's an diesem Tag bereits auf 1900m gehen. Ich fange an zu schwitzen. Gegen Mittag halten wir an einem kleinen Bach, starten ein Feuer um entspannen in der Mittagssonne. Es gibt ein Kartoffel-Blumenkohl-Curry in frühlingshafter Himalaya Kulisse, wir haben Spaß. Nach dem essen läufts meist wieder besser und wir erreichen Dharapani schon vor 2 Uhr. Ich koche am Abend ein Nudelcurry mit Ei Kohl und chillies, dazu gibts Bier. Meine Warnung die Augen nach dem zerkleinern der chillies nicht mehr zu berühren hätte ich selber besser befolgen sollen..




Day3: Zum Frühstück haben wir uns ein Kilo Müsli besorgt, Milch gibt es hier oben nicht mehr, es muss Wasser reichen. Der Tag ist anstrengend wir klettern von 1900m auf 2750m nach Chame. Es beginnt am Nachmittag zu regnen doch ich finde ein paar Quadratzentimeter trockene Erde um Abendbrot zu kochen. Es blitzt und donnert während ich die Kartoffeln gar bekomme.




Day4: Wir decken uns noch mit 12 Stangen Kokoskeksen ein, bevor wir um 7Uhr wieder in den boots stehen. Schon eine halbe Stunde später geht es über Eisfelder und in einen Kessel Umgeben von Gebirgsmassiven. Wir durchqueren einen mit Licht durchfluteten Wald der sich gerade vom Neuschnee des Vorabends befreit, es tropft und plätschert, ab und zu landet auch mal was im Nacken. Als der Wald sich öffnet laufen wir auf einem Hochland entlang, der Schnee gibt das kurze braune Gras des Winters frei. Es ist still und flach. Wir nehmen einen sidetrek auf 3500m nach Gymru, der mich am Ende des Tages fast killt. Ich koche am Abend ein spicy Reiscurry, dazu gibts Bier.



Relaxposition




Ghyru
Day5: Ich bezahle vor der Abreise unser Zimmer und werde als Asshole bezeichnet, da wir uns selbst verpflegt haben. Unser heutiger Trek nach Manang verspricht easy zu werden, wir verlaufen uns, passiert. Manang ist eines der größten Dörfer vor dem vor dem Thro-lang Pass. Wir finden ein netten Homestay und sitzen abends um den glühenden Ofen, heute lassen wir uns bekochen, die Preise hier in Manang sind vorzeigbar. Wir streunen noch durch s Dorf auf der Suche nach ein wenig Gemüse und werden auf einen tibetanischen Tee eingeladen und ins traditionelle Nepali Spiel Para eingeweiht, wobei ähnlich wie beim Backgammon gewürfelt und gesetzt wird . Ich kaufe noch einen riesigen Kohlkopf ne Zwiebel gibt's für umme, richtig praktisch für die nächste Tour Richtung Basecamp meint Lauren. Vielleicht hatte sie da recht, da ich zudem noch ein Kilo Kartoffeln und ein halbes Kilo Reis an Bord habe. Was mit aber wirklich an diesem Abend Angst macht ist der Druck unter dem Brustkorb, der sich in der Nacht beim einatmen in ein Herzinfarkt ähnliches stechen verwandelt, muss das so beim Akklimatisieren? Ich hab ein wenig die Hosen voll und bekomme die Nacht über keinen Schlaf.




Yak


Day6: Am Morgen geht's dem Norman wieder besser und wir können uns auf den Weg zur nächsten Etappe machen. Bis zum Thorung La Basecamp sind es jetzt noch zwei Tage. Wir starten gegen 7:30 fühlen uns gut und legen ein Spurt von den 3550m Manangs hoch auf 4200m hin. Wir sind wirklich schnelle Wanderer und wurden bisher auch nur einmal von einem Hardcoretrekker überholt, mit Pulsuhr und Mister Bean Teddybär hinten am Rucksack, er hatte aber Zeit für einen Smalltalk. Wie dem auch sei, wir sind gut drauf und ich sammle nebenher schon Holz und schnall mir ein ordentliches Bündel auf den Rücken, da wir die Baumgrenze jetzt passieren und es zunehmend schwieriger wird adäquates Brennmaterial zu finden. Eigenartiger weise verpassen wenig später unseren eigentlich Zielort des Tages und befinden uns bereits auf halber Strecke zum Basecamp als wir unsere Route dann mal auf der Karte verfolgen. Gelächter. Umdrehen will natürlich keiner somit heißt es jetzt nochmal 3 stunden durch ziehen. Zum Ballast verkochen bzw. Holz verbrennen komme ich nicht mehr, da jetzt die Zeit bereits knapp wird, der verdammte Kohlkopf und das Bündel Holz zieht an meinen Schultern wie Blei. Riesige Adler mit Spannweiten jenseits der 2m fliegen über uns hinweg, ich starre mit offenem Mund. Wir erreichen das Basecamp auf 4560m vor Sonnenuntergang über 1000 Höhenmeter heute und ich bepackt wie ein sherpa, guter Tag. Ich will das Holz natürlich nicht umsonst hier hoch geschleppt haben, deswegen brennt es kurz nach der Ankunft auch bereits lichterloh vor unsere Guesthousetür um das Abendbrot zuzubereiten. Es ist kalt und schneit von Minute zu Minute mehr, irgendwie richtig unangenehm hier oben. Unser Zimmer ist zum nicht zurück erinnern, doch es gibt ein Gemeinschaftszelt in dem man sich für den Clou des nächsten Tages, nämlich die Überquerung des Passes letzte Informationen und Horrorszenarien einholen konnte. Wir legen uns früh schlafen, doch auch diese Nacht bekomme ich kein Auge zu, die Höhe und ein wenig Aufregung macht mir mehr zu schaffen als ich gedacht habe, somit gibts die 2 Nacht keinen Schlaf.



cooking at the basecamp
Day7: Um 3 Uhr morgens machen wir uns fertig, es ist dunkel und Sternen klar. Draußen wuseln schon viele mit ihren Kopflampen umher, essen Frühstück, trinken Tee oder klimpern mit ihren Trekking Stöckern. Gegen 4 gibt der Guide einer israelischen Gruppe das Zeichen zum Aufbruch, wir hängen uns ran. Es liegen jetzt bis zu 5 Stunden Aufstieg vor uns und zudem verdecken die 40cm Neuschnee des letzten Abends den Trek, wie auf einer Expedition tappt selbst der Guide das ein oder andere mal im Dunkeln. Nach gut einer Stunde erreichen wir das Highcamp, es schummert langsam die Schneedecke hinauf ist von hier weiterhin noch unberührt. Wir wollen die Sache hinter uns bringen und laufen nach einer kurzen Pause mit den ersten los, immer in die sicheren Fußstapfen des Vordermannes tretend um nicht bis zum Oberschenkel weg zu sacken. Mein Atem ist tief und lang, wenn ich aus meinem Rhythmus gerate manchmal kurz und hektisch bis ich mich wieder gefangen habe. Ich bin ziemlich müde und ergebe mich mehr oder weniger meiner Aufgabe. Die Sonne geht auf, doch wir laufen immer noch im Schatten und erst nachdem eine Anhöhe absolviert ist und wir eine Pause machen, habe ich Ruhe die Landschaft hier oben zu genießen. Unberührte backcountry Pisten die nur darauf warten mit dem Snowboard angeschnitten zu werden, denk ich mir. Meine Finger sind leider zu kalt um den Auslöser der Kamera zu drücken, wahrscheinlich hätte ich mir doch Handschuhe kaufen sollen anstatt mir Socken über die Finger zu ziehen. Zum Glück sind bei der Ankunft am Scheitelpunkt auf 5416m genügend warme Hände die ein Foto an der mir bereis bekannten Informations- und Glückwunschtafel schießen. Ich will daraufhin nur noch runter, bin ziemlich müde nach den2 Tagen Schlaflosigkeit verbunden mit 8Stunden Treks täglich. Aber vor allem sehen wir den langen Weg hinunter auf 3700m noch vor uns. Eine Abfahrt wie aus feuchten träumen hinunter zu laufen, ist wahrhaftig eine Verschwendung.









finally

Day8: Auf der anderen Seite empfängt uns am nächsten Tag eine staubig, windige Marslandschaft aus der wir uns nach einigen Stunden latscherei mit einem hitchhike-Manöver nach Jomsom retten. dass dann als Sprungbrett zurück nach Kathmandu diente.






hitchhiking

1 comment:

Anonymous said...

Normaster, bin ein wenig in deine Reiseberichte verliebt - und du schaffst es einem gehörig Fernweh einzuhauchen.

Luv & respect from Boogietown.

XKloppiX