Wednesday, January 9, 2013

Goa's Winterbreak

22.12.2012-09.01.2013

Mumbai entzückt mit britischer Architektur, wie ich es bisher bei noch keiner Commonwealth geprägten indischen Stadt gesehen habe. Man könnte denken, dass man in Europa ist.. bis man Metro fährt. Hier erlebt man Indien, wie es sich Menschen mit Hang zur Klaustrophobie in Ihren schlimmsten Alpträumen vorstellen. Mit fahren darf, wer sich in Rugby Manier in den Zug drängt oder sich kühn mit einer Hand haltend an der Zugaussenseite fest klammert. Ich bin auf dem Weg zum Flughafen, da sich vor einiger Zeit Besuch angekündigt hat, der natürlich entsprechend empfangen werden will. Die Claudia wird für 3 Wochen hier sein und die Sehnsucht nach Heimat an weihnachten für mich wesentlich lindern. Die Preise für guesthouse und Hotel sind die höchsten im Land und deswegen buchen wir auch gleich am nächsten Tag den Bus nach Goa um die Metropole auch so schnell wie möglich zu verlassen. Falls ich es noch nicht erwähnt habe, es ist hier auch ein wenig gefährlich, denn am Tag sterben hier ca. 21 Menschen im Straßenverkehr. In einer 12 Stunden Rallye geht es nach Mapusa, in den nördlichen Teil Goas. Mit der Autorikshaw gehts zum Strand nach Anjuna. Tolles Wetter und auch der Ansturm auf Goa zur Weihnachtszeit erwarten uns. Die Preise explodieren und es wird jedes Zimmer und jeder Roller vermietet, der auch nur den Anschein seines Namens trägt. Wir finden bei der gebürtigen Goanerin Susanne ein kleines Heiland in Steinwurfweite zum arabisch Meer, sie besitzt einen kleinen Innenhof mit Bananenbäumen, Palmen und kleinen Kätzchen. Auch ein kleines Raucherhäuschen für Fisch und ein großer Brunnen schmückt das Anwesen der süßen Omi. Sie hat zwei kleine einfache Zimmer in einem Häuschen auf dem Hof, wobei das zweite schon an einen Party hungrigen Schweizer vermietet ist. Der halb Türke Kasim ist ca. vierzig und ein lustiger Geselle, auch wenn man ihn meist nur kurz am Morgen mit dem Ohr wahr nimmt. Gegen 7 Uhr versucht er fast täglich sich krampfhaft zu übergeben, aus Diskretion habe ich ihn auf seinen morgendlichen Lifestyle nie angesprochen und die Sache einfach unter den Teppich gekehrt. Er hatte es auch nicht einfach, da in unserer 2ten Nacht auch noch bei ihm eingebrochen wurde.. Alles weg, nur viele Fragen blieben liegen. Ich spielte Kommissar und verhörte das Umfeld zu dem Verbrechen, nachdem die Polizei wieder weg war. "ja der hat doch immer irgendwelche Mädchen mit nach Hause genommen", "der war ja auch immer betrunken" waren die Antworten. Aber vor allem "das ist hier noch nie passiert" und "das waren sicher keine Inder" wurde mir berichtet. Ja aber wer dann? Wer zerstört hier gerade unsere idyllische Ruhe am fein weißen Sandstrand? "Das waren die Russen!" naja wer sonst :) der Ostblock darf auch hier für die Missetaten hin halten. Das hier einige Besucher sind, die aus gebieten stammen jenseits des Urals, fällt schnell auf. Selbst Menue's sind in vielen Restaurants auf kyrillisch ausgewiesen. Es sind aber natürlich nicht die Pauschalurlauber an die hier gedacht wird, sondern an russische langzeit Besucher, denen irgendwann das Geld aus geht. Sie ziehen wohl um die Häuser vermuten die Einheimischen. Im Widerspruch hierzu steht aber ein wenig der Fakt, dass man seine Sachen auf dem hiesigen Flohmarkt wieder finden kann, Verkäufer dort sind aber ausschließlich Inder. Ich lasse die Sache dann erstmal auf sich beruhen, immerhin tauchen seine visa-Karten und der Pass wieder auf, die ein paar Straßen weiter entsorgt wurden. Kriminalität hin oder her wir sind jetzt in Goa, enjoy!
Anjuna ist wohl der Ballermann 6 unter den Stränden in Goa, die vielen Shacks reihen sich fast nahtlos aneinander, manche sind in 2 Leveln unterteilt, unten Restaurant und oben Party/Loungebereich. Wir lassen uns so in den Tag hinein treiben, machen mal nen klassischen Strandtag, dem meist einen Partyabend hervorgegangen war.. Mit einem Scooter kann man hier die Gegend am besten erkunden, wir schlängeln uns an den Beachstraßen entlang und finden nur unweit entfernt ein Goa, wie man es wahrscheinlich wählen würde, wenn man hier längere zeit verweilt. Es treibt uns auch noch weiter südlich bis nach Vasco da Gama, einer Fischer- und Hafenstadt, in der wir auch mal eine Marktrunde drehen. Das wohl kleinste 'Bundesland' Indiens ist wohl auch in wenigen Tagen vollständig zu entdecken. 105 km Nord nach Süd und 65 West nah Ost. Im Landesinneren gibt es nur einen ganz besonderen Spot: der mit gut 60 Metern 2. größte Wasserfall des Landes.
Eine wesentlich entscheidenderer Fakt nach Goa zu kommen, sind jedoch die Bierpreise. Nirgens in Indien kann man so günstig ein kaltes Blondes am Strand genießen. Ich rede hier von nahezu deutschen Verhältnissen! Es gibt jetzt fast zu jeder Mahlzeit nach 12 Uhr Bier, ein Luxus den man sich sonst nie gegönnt hat, aber ich bin ja im Urlaub vom Urlaub. Gegen 17 Uhr drehen dann bereits die trancefloors auf, denn wer keine Genehmigung hat, muss gegen 22uhr wieder auf Zimmerlautstärke schrauben oder besitzt einen kleinen Wintergarten ähnlichen Club. Von Tag zu Tag kommen mehr Touristen vor allem indische. Wenn diese das Meer sehen gibt es kein halten mehr. Es wird bis zur Besinnungslosigkeit gebadet, sich in die Brandung gestürzt und im Sand gesuhlt, einfach herrlich diese Inder. Sie sind in Feierstimmung, zu recht... denn bevor wir es vergessen, es ist ja Weihnachten. Man muss sich schon selber daran erinnern, obwohl Goa durch lange portugiesische Herrschaft Katholisch ist, einzigartig im Vergleich zu anderen Bundesländern Indiens. Viele Kirchen und sogar Krippenspiele überall am Straßenrand verstärken das kleine Wiehnachtliche Gefühl in uns. Am Sonntag läuten die Glocken und Autos sowie shops sind nur nur "Gods gift".. Ein Stück Bayern in Goa. Aber die wirkliche Religiosität wird durch die saisonal bedingte Feierstimmung meist gedämmt. Am 24. geht es nach einem "Weihnachtsessen" mit einer Flasche whiskey und ein paar Mollen im Jutebeutel an den Strand, wir treffen Hanna aus den U.K. , die danach mit uns einen beach-Shack nach dem anderen unsicher macht. Anstatt durch den Schnee zu waten, geht's barfuß durch die brausenden Wellen, bei Feuerwerk und lauter Musik.
Nebenher starten unzählige Festivals, eines der bekanntesten der Kommerziellen ist das "Sunburn-Festival" , dass Menschen, die man eigentlich nicht sehen will, anzieht wie der Hundehaufen die Fliegen. Wir erkunden stattdessen noch ein wenig die Küste und finden gute Spots für allerhand Aktivitäten. Wer Kitesurfen oder Wellenreiten möchte und trotzdem nicht weit ab vom Geschehen sein will, geht am besten nach Morjim beach, ein Strand so glatt und breit wie 2 Autobahnen. Ganz in der Nähe finden wir ein kleines Techno Festival, endlich mal kein Trance :) sondern trockene 125bpm's wie im B-hain. Wir lachen uns die Barkeeper an und bekommen den Abend kostenlos Getränke.. Guter Abend, der in einer Strandmuschel endet, fahren kann hier keiner mehr. Ein weiterer interessanter Beach, der weniger Feierpublikum an zieht, doch mit Alternativen Publikum und shanti Atmosphäre lockt, ist Arambol, der an der nördlichen Spitze Goa's zu finden ist. Ein Großteil der Israelis sind hier unterwegs, aber auch alt-Hippies und vor allem viele dreadlocks. Hier wird in den Shacks wiederum hart chillum geraucht und nebenher Musik mit Gitarre und diversen drums gemacht. Da uns die Atmosphäre hier durchaus gefällt, ziehen wir zum New years Eve nochmal hierher um und nehmen uns, nach langer Suche einen kleinen gemütlichen Bamboo-Hut als Unterkunft. Zusammen mit den anderen Hut Bewohnern entspannen wir nach dem Umzug beim Sonnenuntergang, der hier in Goa immer ganz speziell vom Smog geprägt ist.. Nur kurze zeit später wird es schon busy, Tausende Menschen bevölkern den Strand, feiern, tanzen und trinken dem neuen Jahr entgegen. Zwischendurch geht aus der Menge auch mal eine dieser großen Raketen los, sie explodieren auch mal zu früh.. Absperrungen gibt es nicht. Nachdem der erste Funkenregen uns nur knapp verpasst, sind wir gewarnt. Die Beachparty geht noch bis in die frühen Morgenstunden, doch wir verabschieden.
Am nächsten Abend geht bereits der Bus zurück nach Mumbai, denn am 3. geht bereits claudi's Flug. Zurück in Mumbai am nächsten Morgen, gehen wir auf eine kleine guesthouse Odyssey, bis wir schlussendlich in unserem alten Hotel Obdach finden. Den restlichen Tag nutzen wir noch um ein paar Märkte abzuklappern um schlussendlich ziemlich fertig ins Bett zu fallen, zudem geht ihr Flieger schon um 10 Uhr früh des nächsten Tages. Eine tolle zeit geht zu Ende und es steht schon jetzt fest, dass ich irgendwann zurück kehren werde. Auch ich werde nicht länger verweilen in Mumbai, hier gibts es einfach zu viele Menschen. Mein Zug zurück nach Delhi und zur Yamaha ist bereits gebucht. Der golden Temple Express geht um 21:30 das bedeutet ich habe trotzdem noch genug zeit um das ein oder andere zu erledigen in der Stadt. Ich versuche mich in der Hitze zu ein wenig Kultur zu zwingen.. doch scheitere beim erneuten erblicken des großen Cricket Feldes im Herzen der Innenstadt. Mindestens 10 Teams spielen auf dieser überdimensionalen Sportwiese, eingefasst von Gebäuden und Kirchen aus der britischen Kolonialzeit. Ein Spot der mich schon beim ersten Besuch fasziniert hat. Ich weiß deshalb auch, dass zu einer gewissen Zeit hier auch Fußballer auftauchen. Ich geh zurück ins Hotel, hol meine Sporthose und leg mich den Nachmittag über auf die Lauer nach einem Spiel auf diesem einmaligen Grün. Ich beobachte die vornehmlich in weiß gekleideten Cricketspieler eine ganze Weile bis ich die ersten Football Kids das Feld betreten sehe. Ich spreche sie an und passe, jongliere und renne nur wenige Sekunde später schon über das Feld. Nach und nach kommen mehr Spieler, sodass es schon bald für ein Spiel reicht. Gut 7 Monate kein Fußball dieser Art, ich habe am Ende Blasen unter allen Zehen und laufe nach 3 stunden wie auf Eiern zurück ins Hotel. Doch natürlich bin ich euphorisiert und glücklich. So könnte man es doch aushalten in Mumbai.. Kurze Dusche, Sachen sind schon gepackt und weiter gehts zum Bahnhof. Diesmal habe ich einen Sitz im Zug reserviert, auf den ich mich schon freue. Im Zug kommt mir die komische Anordnung der sitze ziemlich Spanisch vor, ich sitze unten, wobei oben auch Schlafgelegenheiten sind?! Die Rückenlehne, die als drittes Bett nach oben geklappt wird, erschließt sich mir erst nach einiger zeit. Ich hab ein Bett, ganz für mich allein für die 22 stündige Fahrt in die Hauptstadt. Ich schlafe gut und verlasse meine Koje die ganz oben unter gebracht ist, erst spät am Vormittag des nächsten Morgens. Der Abstieg vollzieht sich aufgrund eines derben Muskelkaters in Zeitlupe. Das Bordpersonal bringt im halb Stunden tackt auch essen, sodass ich mich im Bett entspannen kann, ohne es zu verlassen.
Am Abend erreiche ich Delhi, bei 5 grad über Null. Ich frage mich in diesem Augenblick ein wenig was ich hier mache. Der weg zu meiner WG ist nicht weit und dieser Empfang wenigstens warm. Wir machen ein Feuer auf dem Dach und trinken Rum mit heißem Wasser zum Aufwärmen. Sie erzählen mir, dass die Polizei bereits wegen meinem Motorrad hier war, sie die Männer aber beruhigen konnten. Sicherlich hat sie jemand darauf aufmerksam gemacht, immerhin steht die Karre nicht mal auf der Straße sondern bereits verstaubt im Innenhof. Eine ältere Dame stellt sich am nächsten Tag auch schon als Denunziantin heraus, ich versichere ihr das Gerät zu entfernen. Sie mag mich jetzt wieder. Das die Yamaha keinen Schönheitscontest gewinnen würde, war mir eigentlich schon immer klar. Was ich aber nach nur 3 Wochen hier vor finde, spottet dann doch jeder Beschreibung. Doch ich habe Hoffnung und mache mich bei Sonnenschein auf zu ein wenig Restaurationsarbeit, nach dem entfernen der Staubschicht erkenne ich sie schlussendlich wieder. Jetzt muss sie nur noch anspringen.. Den Kickstarter betätige ich erst gar nicht ernsthaft, das dies im kalten schon eh nie funktioniert hat.. Keine Kompression im Kalten. Stattdessen schiebe ich das gute Stück im Karree um den Block. Nach 4 Versuchen erklingt der erste Wille und beim 5. läuft die Maschine.. Ich bin stolz auf mein Pferd! Jetzt kann es zur Planung der Tour gehen, der Norden ist mit eindeutig zu kalt, Varanasi, Kalkutta und Nagaland somit auch erstmal in weite Ferne. Ich will wieder Richtung Süden: Agra (für den Fame), Jaipur, Rajastan, Goa bis Karnataka und Hampi. Ab in den Sommer, enjoy.
Am nächsten morgen mach ich mich auf den weg nach Agra, in die Stadt des Taj Mahals, die 200km sind in knapp 6 Stunden geschafft und am nächsten Tag besuche ich das wohl schönste Grab Indiens.





congrats America first SB in India.. 







heating up water in Delhi

Chowpatty beach mumbai



Football Mumbai









Ordentliche Touristen!



1 comment:

Honigkuchenclaudi said...

chai chillum chapati Herzle:*