Sunday, January 13, 2013

The Golden Triangle and Pushkar Lake

10.01.-13.01.2013
Mit der Jogginghose unter der Röhre und meiner Decke als Nierengurt fungierend, ging es ja nun bekanntlich von Delhi nach Agra. Knapp 200 km gerade aus, leider. Da Agra aber auch schon ein Umweg auf der Süd-West Tour ist, wollte ich auch keine weitere Zeit vergeuden, um die nächtlichen Temperaturen auf ein angenehmes Maß jenseits der 15 grad zu erreichen. Man hat ja in Indien die Wahl, eine für sich passende Klimazone aufzusuchen. Als ich gegen 18 Uhr Agras nächtliche Strassenfeuerauchwolke anschneide, habe ich gut 200km Highway-Wahnsinn hinter mir. Teilweise wird man richtig erzürnt, über so viel Unvernunft auf den Straßen. Trotzdem frag ich mich als liberaler Touri immer, ob ich jetzt der Arsch aus einem fremden Land bin, der sich typischer Weise über manche Eigenheiten Einheimischer aufregt, weils in meinem Land ja so viel geregelter zu geht. Was bewegt die Inder auf der Straße so durch zu drehen?Gibt's ja in jedem Land, aber hier ziemlich speziell. Das ständige gehupe, harte gedrängle sowie rücksichtsloses schneiden der Gegenfahrbahn, auch wenn auf der Hand liegt, dass es nicht voran gehen kann, zeugt für mich von einem tieferem psychologischen Zwang. Und natürlich von der nicht einschreitenden Polizei. Mann muss hier die Ländlichen Gegenden ganz klar von der Stadt und dem urbanisierenden Umfeld abgrenzen. Auf dem Dorf ist wirkliches alles im Kern 'shanti' und natürlich wesentlich ruhiger, gehupt wird einfach zur Wahrnehmung des Verkehrsteilnehmers. Die Stadt bringt den rush und vor allem den Sog und Drang des Erfolges und immer ein Stück besser zu sein als de andere. Wer hier nicht funktioniert muss schlicht und einfach ums überleben kämpfen, auch dies ist auf dem Land ganz anders, denn Hungern muss dort keiner. Keine Schulbildung und keine Abschluss an einem College kann man sich vielerorts nicht mehr leisten, wenn man die Zukunft positiv in der Stadt gestalten will. Es ist im Grunde der selbe Klassenkampf wie in allen westlichen Städten, nur wesentlich härter. Keine sozialen Aufgangnetze schützen hier die Familien und Kinder vor der Armut. Jeder ist sich selbst der nächste und das macht sich unbekannten Indern untereinader teilweise ziemlich Gefühls kalt. Ja, es ist teilweise schon ein Leben wie auf der Rennbahn.. und der letzte gewinnt nun mal keinen Blumenpott. Dutzende und aber Dutzende Autos passierten das auf die Strasse geworfene, nackte und vergewaltigte Mädchen mit ihrem Freund, bis jemand sich überwunden hat die Polizei zu rufen. Ich habe von Unfällen gelesen, bei dem Beteiligte gestorben sind, weil keiner half, aber eine Traube von Menschen drumherum stand.. Man kann die Aufrufe zu mehr Zivilcourage in Deutschland wahrscheinlich nicht mehr hören, in Indien stehen sie aber teilweise immer noch in den Startlöchern obwohl die Regierung auch schon längst reagiert hat und Schilder mit Notruftelefonnummern überall im Land aufgestellt. -Cut-

Ich liebe Indien ebenso für ihr gewisses Maß an Chaos, hier nicht immer an jede Konsequenz zu denken macht das Reisen und Leben schlussendlich wesentlich einfacher. Vor der Polizei abhauen? Kein Ding. Ist hier auch dringend empfohlen teilweise, aber das hat andere Gründe. Hier gehts nicht um die fehlenden Katzenaugen an deinem Fahrrad. Anstatt vor jedem Problem und jeder Entscheidung groß abzuwägen, wird bei einer passenden oder unpassenden Lösung erstmal losgelegt.

Agra ist busy und mehr als das Taj Mahal zu touchen nehme ich mir auch gar nicht vor. Ich checke in einem Guesthouse ein und krieche nach einem langem Tag auf der Straße ein unter 2 wärmende Decken. Ich bin früh wach und mache auf der suche nach einem kleinem Frühstück eine unschöne Entdeckung. Es erinnern nur noch die Ölflecken am Boden daran, dass ich vor dem Guesthouse am Abend die Yamaha abgestellt habe. Die ersten Guys, die in der Nähe sind, verstehen nur Bahnhof. Ich bleibe aber relativ entspannt, da ich mich nicht unnötig aufregen will und sie schon am Vorabend etwas von hier nicht parken erzählten.. Schlussendlich finde ich die Maschine auch auf der anderen Straßenseite.
Ich laufe zum Westgate des Taj Mahal Parks, trinke ein Chai und tunke ein paar Butterkekse dazu, als mir ein Mädchen und ihr Begleiter ins Auge fallen. Auf den ersten Blick wie aus dem schwarzen Block Berlin und auf den zweiten erkenne ich auch die Antifa-paches. Die beiden kommen aus einem westlichen Teil Österreichs, haben in Nepal als Volunteer gearbeitet und sind nun auf Reise in Indien. Eine tolle Begleitung für den öden Sightseeing Job.
Ja das Taj Mahal ist schön von außen und die Anlage wirklich sehenswert. Aber nicht mehr als ein Haken auf einer India Checkliste.
Direkt im Anschluss suche ich auch schon wieder das Weite, nun Richtung Westen. Das letzte Stück der 'Golden Triangle' führt in die Pink city und Hauptstadt Rajasthans. Auf halben Wege nach Jaipur mache ich in Baramphur halt, das für seinen Nationalpark sowie für das Bird sanctuary bekannt ist. Am Abend antworte ich noch auf eine couchsurfing Einladung an die ich mich zufällig erinnere, in der Hoffnung einer last minute Zusage. Die Strecke ist zum Abendrot geschafft und auch eine Zusage von Kamal und seiner Familie liegt im virtuellen Postfach. Einige Schrecksekunden später habe ich mich dann durch den Verkehr der 2,5 Mil. Metropole geschlängelt und finde einen schon fast auf mich wartenden Kamal vor Haustür. Er ist schon ein verrückter aber zugleich wundervoller Gastgeber. Seine Vision eine Begegnungsstätte für Traveller zu machen, lässt sein Herz beim erzählen vor Freude springen.Der zweifache Vater besitzt ein riesiges Haus in dem er mir ein eigenes Zimmer für die Nacht überlässt. Wir essen zusammen dinner und tauschen uns über unsere CS-Anekdoten aus,bevor wir die Nachtruhe einläuten. Obwohl mir die Motivation schon abhanden gekommen ist, mich in das Getümmel der Stadt zu stürzen, überwinde ich mich doch ins Zentrum zu fahren um die Pink City zu begutachten. Es ist ein Teil der Stadt der ausschließlich in einer roten Farbe gehalten ist, die Gebäude sind sehr gepflegt und es ist sehr hektisch auf den belebten bazzar Straßen. Doch natürlich macht der Verkehr auch Spaß und ich genieße mal wieder diese kleine Herausforderung, bis... ja bis mal wieder die Kette reißt. Zum Glück aber noch in Jaipur, sodass der nächste Bike Shop nicht weit ist. Es war ja auch mal wieder Zeit die lokale Schrauberszene zu checken. Diesmal wechseln wir Kette und beide Zahnräder (10€ die Teile und 1,50€ Arbeitslohn), da ich nicht unbedingt in der Wüste Rajasthans festhängen will..
Gegen halb vier komme ich aus Jaipur los und habe noch theoretisch 150km bis holy Pushkar vor mir. Ich fahre dem Sonnenuntergang entgegen, links und rechts Steppe die Straße ununterbrochen gerade aus. Ich genieße diese Fahrt, die Sonne wärmt und lässt durch die Helligkeit zu gleich nur einen leicht geöffneten Blick zu. Als die Feuerkugel rot über dem Horizont steht und immer noch 70 km zu fahren sind entscheide ich mich nicht mehr anzuhalten. Es wird dunkel und die Gegend zunehmend einsamer. Jetzt keine Panne, kein Mörderschlagloch, kein Geisterfahrer ohne licht und bitte weiterhin den monotonen Klang des zweitakters. Die Nächte sind kalt, ich fahre im Windschatten eine Trucks bis er davon zieht. Mein Scheinwerfer ist nicht mehr als ein Positionslicht. Die erlösende Kreuzung nach Pushkar liegt endlich vor mir. Auf einem gut ausgebautem Feldweg lassen mir die Trucks keinen Platz, es geht mühsam voran bis ich die Lichterkette eines beleuchteten Bergpfades vor Pushkar sehe. Plötzlich taucht ein über beladener Anhänger aus der Dunkelheit auf, ich mach eine Vollbremsung, das Hinterrad blockiert und weiche dem Trecker Gespann gerade so aus. Ich bin wieder wach und erreiche Pushkar schlussendlich mit Freude.
Ich nehme schon früh die ersten Sonnenstrahlen vom rooftop mit. Diese in Mitte der Steppe liegende Märchenstadt zieht einen schnell in seinen Bann. Als ich durch den Ort schlender und dem im Zentrum liegenden See passiere, werde ich von einem Sadhu angesprochen, wir gehen ans Wasser und beginnen mit einer Zeremonie, bei der wir der Familie Glück und Gesundheit wünschen. Ich werfe Blüten in den See, werde mit roter Farbe und Reis an den Stirn berührt und lerne die Geschichte über Pushkar. Es ist ein besonderer Augenblick, obwohl ich der riesigen religiösen Geschichte nicht immer so viel abgewinnen kann. Ein Schwarm Vögel zieht über uns hinweg und viele Inder baden im heiligen See.
Ich treffe auf einem kleinen Track zwei Münchner mit denen ich morgen eine kleine Tour durch die Steppe unternehme. Aber ich freue mich vor allem auf das für die Kinder und mich so heiß erwartet Drachenfest. Ich habe meinen bereits startklar und hoffe auf einen guten Wind.














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