Mal was
wagen, ich wechsle heut Nacht von der rechten auf die linke Seite des Bettes.
Ja es ist das
ungewisse, ungewohnte und unberechenbare, dass einen antreibt.
Doch nach
turbulenten und mit Abschied behafteten Tagen an der Westküste Indiens sollen
die Tage bis ende Oktober eher konservativ ausfallen, dennoch mit einer nie da
gewesenen Intensität.
Goa/ Arambol
Beach yarrr! Der letzte Spot auf unserer Gechwisterliebereise durch Indien.
Goa's unzählige Bars sind noch im Tiefen Off-Season Schlaf. Die dunklen
Monsunwolken hängen am Horizont und warten auf den Moment an dem man weder
Regenschirm noch Bananenblatt zur Hand hat. Wir nehmen uns ein Zimmer, man hat
die freie Auswahl wir einigen uns auf 2,80 pro Nacht, mit Meerblick. Was macht man
in Goa, yarrr. Erstmal nicht viel, wenn man eh nur 2 Tage dort ist. obwohl man
zugeben muss, dass sich der erste Tag nicht weiter von allen folgende
unterscheiden lassen, egal ob eine Woche oder die ganze Saison. Am Tage sucht
man Schatten und am Abend kaltes Bier. Die üblichen Unannehmlichkeiten von den
viel frequentierten Stränden Goas nehmen wir natürlich an den ersten Tage mit.
Doch da nur die Hälfte der Shops geöffnet hat, wird man nur alle
5 Meter verbal in die Läden und Auslagen gezogen. Es fliegt ein leichter
Nebel über den breiten Stränden Goas. Inder sitzen in der Brandung, trinken am
Strand und fotografieren für ihren Facebook-Account die freizügigen Touristen.
Ein Aussteiger werkelt an seinem custom-Katamaran, ich kenne Ihn und das Boot
noch vom letzten Jahr. Wir treffen am ersten Abend Obama, der Nigerianer ist
die vierte Saison in folge vor Ort. Er dealt mit allem in jeder Menge. 1kg
Heroin wäre am nächsten Tag bereits verfügbar. Schmuggler sitzen wartend in
Africa und warten auf sein Zeichen um sich den Brown Sugar in Körperöffnungen
zu stopfen oder in geschickten Verpackungen mit auf die Reise zu nehmen. Ich
lehne vorerst ab. So spielen wir also nur ein paar Runden Pool und bedienen uns
nicht aus seiner reichhaltig gepackten Drogenhandtasche. Es kommt aber auch so
zu keiner ordentlichen Unterhaltung, zudem endet jeder Satz Obamas mit:
"everythin is okay in Goa". Ich nicke und wiederhole die Worte meist
mit einem Lächeln.
Der Bus nach
Mumbai ist bereits gebucht, für Offseason erschwingliche 5€. Als wir Arambol
verlassen wollen, beginnt es nochmal hart zu regnen. Kein gutes Timing denn
irgendwie haben wir uns weniger India-Buffer gelassen als wir am Ende
vielleicht benötigen. Als der Schauer ins erträgliche fällt, laufen wir die 2
km zur Kreuzung um mit anderen Indern auf den localbus nach Mapusa zu warten.
Es gibt keine festen Zeiten und so wippen wir leicht nervös vom Ballen zur
Ferse. Es ist Sonntag, die Busse überfüllt auch aufgefüllt auf dem Dach. Die
Uhr tickt doch wir erreichen 3:25 Minuten vor Abfahrt unseren Ride.
Mit grinsenden aber auch erleichterten Gesichtern sitzen wir wegen der doch
etwas knapp kalkulieren Anreise auf unseren sitzen, drücken die Entriegelung
für die Rückenlehne und versuchen zu schlafen.
Wir erreichen Mumbai zur morgendlichen
Rushhour und drücken uns in die Schnellbahn in Richtung Colaba, da unser
Couchsurfer kurzfristig abgesagt hatte. Achtung Tip: Colaba ist der teuerste
Stadtteil Mumbai's, alle Unterkünfte sind um ein Vielfaches höher als man es
von Indien gewohnt ist. Doch auf Empfehlung haben wir das Salvation Army/ Red
shield Hostel angesteuert. Sie bieten Dorms für 250rupies/ 3euro incl.
unbrauchbares Frühstück oder Doppelzimmer für 750 Rupies an. Man ist ein
Steinwurf vom Taj Hotel sowie vom Gateway of India entfernt. Für ein ersten
Aufenthalt in Mumbai zu empfehlen, wenn man keinen Host findet oder nicht auf
der Straße schlafen will
Es sind nur
eine Hand voll Stunden bis Madlen Indien und mir auf Wiedersehen sagen muss.
Die meisten werden ihre Eindrücke vielleicht schon aus erster Hand erfahren
haben, wir haben versucht die Diversität Indiens zu erleben, ohne die
Leichtigkeit ihrer 2 monatigen Freiheit zu verlieren. Um ein wenig auf andere
Gedanken zu kommen, schippern wir mit einem Kahn zur elephant Island, die
Höhlen auf der Inseln sind am Montag geschlossen dadurch verlaufen
sich auf der sonst viel belebten Mumbai Attraktion nur eine Handvoll Besucher.
Auf dem weg zurück lassen wir uns vom Meer in den Schlaf wiegen, bevor wir uns
zurück Land in eines der ältesten und berühmtesten Cafés der Bollywoodmetropole
setzen um einen Quark Blaubeerenkuchen zu essen.
Nun sitzen
wir auf den Treppen vorm Gateway of India, trinken ein letztes Tuborg und
lauschen die gegen den Pier preschenden Wellen. Ich mag das Aufbruchsgefühl
nicht und ich kann mir vorstellen wie sich die kleine in dieser Nacht gefühlt
hat. Aus der Dunkelheit heraus greift eine Person nach unserem Bier und riecht
am Flaschenhals um auf den Inhalt zu schließen. Wir sehen nun das es sich um
einen Polizisten handelt, der auf dem ersten Blick schon mehr Bier intus hat
als wir. Er bittet uns aufzustehen. Wir folgen seiner Anweisung, stecken das
Bier weg und versuchen uns langsam von Ihm zu entfernen. Er wittert Lunte und
ruft uns hinterher. Um einer Eskalation zu entgehen lenken wir ein und folgen
ihm zu seinem kleinen Polizei Häuschen, wo bereits 2 weitere Polizisten warten.
Wir geben uns reumütig um irgendwie aus der Situation heraus zu kommen, doch
die Beamten drohen bereits mit gut 30 Euro Strafe, die auf der Wache zu
entrichten sind. Wir fragen darauf hin, wie viel sie haben wollen um die Sache
jetzt zu vergessen. Wir bezahlen die 500rupies/7€ sofort, da ich blank bin und
wir verschwinden so schnell wie möglich. Madlen besticht die indische
Polizei-Check. Es ist nun kurz vor 23uhr und ein Taxi zum Flughafen ist schnell
heran gewunken. Ich muss in Colaba bleiben, da das Hostel die Tür schließt und
danach kein Eintritt mehr gewährt wird. Wir schmeißen Madlens backpack auf den
Rücksitz, sie setzt sich, geben uns ein Küsschen und in selben Moment gibt der
irre Taxifahrer bereits Gas. Es war wie ein Pflaster abziehen, keiner hatte
zeit für Tränen oder Trauer, in diesem Augenblick. Das Taxi verschwindet hinter
der nächsten Kreuzung und es wird still um mich herum. Ich schlendre die
wenigen Meter zurück ins Hostel, leg mich auf die untere Seite meines
Doppelstockbettes und lese noch ein wenig bei Tachenlampenlicht.
Am
nächsten Morgen stehe ich gegen 8 Uhr auf, gegen 9 ist checkout. Das
Frühstück ist inclusive, es besteht aus einem Zuckerfarbstoffgelee, 2
Toastscheiben, einer reifen Banana und einem hart gekochten Ei. Ein großes,
kräftiges, blondes Mädchen Sitz neben mir, wir kommen ins Gespräch und sie
wechselt den Tisch zu mir. Sie ist das zweite mal in Mumbai und wurde bei ihrem
ersten Besuch von einem Casting guy angesprochen. Natürlich ging es um ein
Bollywood Movie in dem sie als Statist arbeiten könne. Sie willigt ein und
steht nur wenig später mit kurzem Rock in einer Szene der indischen
Filmindustrie. Nach diesem Job kehrt sie in ihr Heimatland Dänemark zurück und
bemerkt, dass sie dort nicht viel erwartet. So nimmt sie wenig später einen
Flieger zurück und arbeitet jetzt fast täglich für eine Agentur. 8000 Rupies/
100euro bekommt sie pro Drehtag, der Wert hört sich utopischer an für einen
Statisten in Indien. Bevor ich mein trockenes Toastbrot runter würgen kann,
empfängt sie einen Anruf, eilt aus dem Hostel, wo bereits ein Taxi auf sie
wartet um sie an irgendeinen Ort der 25 Millionen Metropole zu bringen. Ich
mache mir so meine Gedanken und komme zu dem Schluss, dass dies wieder einen
Rettungsanker wäre wenn nichts mehr geht. Mir fehlen leider nur die Brüste. Ich
habe am Vortag bereits en Nachtzugticket nach Udaipur gelöst, bis dahin sind es
noch gut 12 Stunden. Es ist heiß und trocken auf den Straßen und selbst der
Ventilator im großen Speiseraum bringt nur wenig Abkühlung. Mein Zimmer Partner
hat den Vorschlag in das klimatisierte Starbucks gegenüber zu gehen. Kaffee,
Internet und heiße Mädels. In willige ein und wir betreten das local nach einer
Leibesvisitation. Der Kaffeeshop ist im gleichen Gebäude wie das vor ein paar
Jahren mit terroristischen Anschlägen betroffenen Taj Hotel. Als ich das
nächste mal den Kopf hebe ist es bereits 3 Uhr. Wir verlassen die Klimakammer
auf die glühende Straße. Wie beim letzten Aufenthalt begebe ich mich auch
dieses mal zum Oval Maiden, einer überdimensionalen Sportwiese. Nach kurzer
Zeit kommen die ersten Kicker und wir spielen bis zum Sonnenuntergang. Ich
kaufe an dem angeschlossenen Klohaus einen Eimer Wasser für 7 Rupies um mich
vor der Zugfahrt noch einmal zu waschen. Ausgepowert, frisch und glücklich
laufe ich die wenigen hundert Meter zum Churchgate Bahnhof.
Ich
sitze mit einer Familie in einem Abteil, die mir bei jeder Mahlzeit ihres
Homefoods ebenfalls einen Teller macht. Sie kommen ebenfalls von Mumbai und ich
muss das nächste mal unbedingt bei ihnen vorbei kommen. In tausche Facebook
Kontakte mit der Hippen Mutti und verabschiede sie in chittorgarh. Nach
weiteren 2 Stunden bin ich zurück in Udaipur und sitze wenig später wieder auf
Johars Couch.
Ich
beschließe die zeit bis zum Flug nach Bangkok hier zu verbringen und um keine
Langeweile aufkommen zu lassen erstelle ich mir einen Stundenplan für den Tag.
Der Startschuss mit Wecker ist um 7:30. Da seit Monaten alle um mich herum
yoga praktizieren, will ich der Angelegenheit mal eine Chance geben und nehme
an den lessons von yoga teacher Prakesh um 8Uhr Teil. Mit meinem Fahrrad geht's
zu seinem nahe gelegenem Yoga Ashram. Es ist noch kühl und ruhig auf den
Straßen. Nach einer Stunde dehnen, aber auch kraftintensiven Übungen, springe
ich dann gegen 9:15 in den lake Pichola für eine halb stündige
schwimm Session. Gegen 10:30 uhr bin ich zurück und bereite Frühstück
bzw. dann mittlerweile Brunch zu. Es ist jetzt heiß draußen, das heißt Siesta
bis ca. um 3 oder 4. Jetzt geht's auf die 2te Runde schwimmen bis um 5. Diesen
Rhythmus behalte ich jetzt seit 2 Wochen bei und es ist immer wieder
erstaunlich und motivierend die Fortschritte zu erkennen. Am Abend socialize
ich mich mit anderen Travellern bei Bier oder Rum-coce.
Eines
abends, es ca. 1 Uhr morgens fahre ich durch die dunklen Straßen der
kleinen Altstadt. An einer Kreuzung stehen eine Hand voll Polizisten. Ich
passiere sie und als sie ca. 60 Meter entfernt sind, sehe ich eine Mann auf dem
Bauch am Straßenrand liegen. Alle Gliedmaßen sind vom Körper abgestreckt und er
zittert wie bei einem epileptischen Anfall. Aus seinem Mund läuft eine
Flüssigkeit. Ich stelle mein Fahrrad in den Verkehr um die Motorräder und Autos
um den zuckenden Körper herum zu leiten. Ein Mann mit Cowboyhut kommt dazu und
dreht ihn. Blut überall. Ich laufe zurück zu dem kleinen Rudel Polizisten und
winke mittlerweile aufgeregt in die Richtung. Keiner der Polizisten bewegt
sich, erst nach endlosen Sekunden schlendert einer der Ordnungshüter mit seinem
Stock los. Ich laufe zurück und sehe den Mann nun regungslos auf der Seite
liegen. "Scheisse, er ist tot" schiesst mir durch den Kopf. Ein Motorradfahrer passiert mich und ruft: "This is not your country!" paralisiert stehe ich da, der Inder mit dem Cowboyhut und der Polizist bitten mich den Schauplatz zu verlassen. Bevor ich auf mein Rad steige sehe ich seine Lungen wieder Atmen, er kramft, kruemmt sich vor Luft. Ich steige auf und fahre los.
Ich habe von diesen Szenen bereits mehrmals gelesen, Menschen sterben auf der Strasse, da sie verbluten. Ich spreche mit Johar ueber die Szene, er sagt die Bevoelkerung hat Angst sowie keine Lust eine Aussage bei der Polizei zu machen bzw. eine Bogen mit Fragen auszufuellen. Die Gesetze wurden bereits geaendert, danach wird ein Ersthelfer nicht mehr von der Polizei befragt.
Die Celebration Mall Udaipurs, nichts besonderes wenn man aus dem Westen kommt, doch ich sehe Frauen und Maenner die Rolltreppen benutzen als waere es eine Mutprobe. Eine Frau steht ca. 1 Minute vor dem laufenden Band und traut sich nicht es zu betreten. Hier kommt der Fortschritt, nicht.
Prakesh, Yoga Guru und netter Zeitgenosse in einem, viele der langjaehrigen Yoga spezies finden seine Kurse sehr gut, er mixt viele Stile miteinander, Resultat ist das Yoga der Berge, des Himalaya.